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Nun ist es also soweit: das Corona Virus hat die Schulen und Kitas erreicht.
Oder vielmehr die Angst vor dem Virus hat Schulen und Kitas erreicht.
Die Betroffenen wissen oft nicht, ob sie die Regierenden
wegen ihres schnellen und umsichtigen Handelns bewundern sollen
(wobei es genau betrachtet weder sonderlich schnell und gar nicht umsichtig war)
oder ob sie in ihrer verzweifelten Suche nach adäquater Kinderbetreuung ihre Wut
ob der katastrophalen Situation, in die sie diese Entscheidungen hinein
manövriert haben, ungefiltert auf besagte Regierende richten sollen.
Jeder wie er mag, ändern wird weder das eine noch das andere die Situation.
Mütter telefonieren sich die Finger wund, gründen Betreuungshilfegruppen,
versuchen ihren ohnehin schon fest durchstrukturierten Tagesablauf zu
optimieren bis es kracht, bitten und flehen Arbeitgeber an
oder aktivieren neue Arzt-Kontakte.
Potentielle Betreuung durch Großeltern fällt wegen des Aufrufs
die Kinder von den Alten fern zu halten gänzlich weg, es sei denn Opa
und Oma sind deutlich jüngeren Datums, d.h. unter 60. Ähnlich ist es mit Onkel
und Tante, die ebenso den Nachteil eines größeren Altersvorsprungs haben.
Staatliche Hilfe: Fehlanzeige!
Nachdem man allen Müttern zu Vollzeitarbeiten geraten ja sie quasi dahin
gedrängt hat (nicht berufstätige Frauen gelten in vielen Kreisen schon
als Versager und Sand im Getriebe des sozialen Familienlebens),
stoppt man jetzt von einem Tag auf den anderen (nein pardon mit
zwei Überbrückungstagen zur Organisationsregelung, das muss reichen!)
die Kinderbetreuung.
Tausende von Müttern sind betroffen und es trifft wie sollte es auch anders
sein besonders die Alleinerziehenden. Sie rotieren, laufen nervlich am Limit
und wünschen sich geklont zu werden.
Tausende werden sich wohl krankschreiben lassen, der Sturm auf die Arztpraxen
beginnt am Montag, da darf keiner wirklich krank werden!,
Tausende werden unbezahlten oder bezahlten Urlaub nehmen und
Tausende werden fast verzweifeln.
Tolle Politik, die mal wieder auf dem Rücken der Frauen ausgetragen wird.
Und die Großeltern?
Die stehen eigentlich bereit, falls sie nicht verreist sind (aber fast alle Reisen
wurden abgesagt), dürfen aber irgendwie doch nicht und wollen aus Angst
auch nicht, tragen Handschuhe und Mundschutz.
Und kaufen ein, -man weiß ja nie-.
Endlich kann man mit gutem Grund und berechtigterweise mal über alle Maßen
einkaufen denn das Virus kommt bestimmt.
Eher später als früher, eher harmlos als gefährlich.
Aber die Angst ist viel schlimmer,
sie macht mehr als ein vergleichsweise harmloser grippaler Infekt, krank.
Wir werden den Irrsinn auf dem Balkon, wenn das Wetter mitspielt, aussitzen,
unsere Enkelkinder betreuen, keine Handschuhe und keinen Mundschutz tragen,
abwarten, Tee trinken und vielleicht die eine oder andere Rolle, Toiletten Papier
kaufen - man weiß ja nie!
AST - Berlin, 28. März 2020